Liebe Freunde und Förderer,
Über ein Monat ist nun schon vergangen seitdem wir in Zambia angekommen sind. In einer solchen Zeit lernt man viel über den Ort, in den man lebt, die Menschen, die einen umgeben und über all die anderen kleinen Dinge, die einfach existieren die aber trotzdem neu und aufregend sein können.
Wir möchten euch diesmal vor allem von unsere neuen Aufgaben berichten. Wir werden Mmabana in verschiedenen Bereichen als Freiwillige unterstützen und möchten Euch einen Einblick geben in unsere Arbeit.
Kommen wir zuerst zu Megans Aufgaben:
„Ich werde mich ab jetzt als Co-Leader im Reading & Writing Club, im Kids Club und im Community Outreach Project einbringen.
Kinder zwischen 9 und 12, die zur Zeit nicht zur regulären Schule gehen können, kommen zwei mal wöchentlich zum Reading & Writing Club in unser Shampande-Center, um dort die Basics in Mathe und Englisch zu lernen. Die Gruppe von rund 28 Kindern wird während des Unterrichts je nach Können und Wissensstand in 4 kleinere Lerngruppen unterteilt, damit eine leistungsgerechte Förderung der einzelnen Kinder gewährleisten werden kann. Ziel des Reading & Writing Programms ist es letztendlich die Schüler in eine „normale“ Schule wieder einzubinden und ihnen einen weiteren schulischen Werdegang zu ermöglichen. Hierbei kann dann auch Mmabanas Educational Support Programm eingesetzt werden. Ich werde als Co-Leader für die Organisation des Unterrichts, sowie die Aufgabenverteilung beim Vorbereiten des Essens, das die Kinder zur Konzentrationsförderung bekommen, mit verantwortlich sein und als Lehrerin für Englisch und Mathe in der ältesten Gruppe helfen. Bei den jüngeren Schülern stoße ich oft auf eine Sprachbarriere, da mein Nyanja bzw. Tonga leider noch viel zu schlecht ist. Ich verstehe aber immerhin schon einige Wörter 😀 Zurzeit beantworten wir Briefe von einer deutschen Schule. Die Kinder sind begeistert bei der Arbeit, denn deutsche Brieffreunde hat man auch nicht alle Tage.
Kids Club findet jeden Sonntag statt und eigentlich ist es für Kinder zwischen 6 und 14 mit sozial benachteiligtem Hintergrund gedacht, um sie bestmöglich zu beschäftigen und von der Straße fern zu halten. Im Moment haben wir jedes Mal rund 140 Kinder (es können aber auch bis zu 300 werden, wenn es hoch kommt) aus den Compounds, die an den verschiedenen Aktivitäten, wie Diabolo, Fußball, Netball, Volleyball, Holla Hoop, Seilspringen, Modeln, Singen, Malen etc. teilnehmen. Viele Kinder kommen mit ihren ganz kleinen Geschwistern zum Programm, da sie sich um sie kümmern müssen. Für alle die, die nicht wissen, was ein Compound ist: Compounds sind so etwas wie Slums, Townships, Favelas… Hier wohnen die ärmeren Familien. Nicht alle Compounds sind gleich. Shampande (der Compound in dem wir leben) würde ich sagen, zählt zu einem der wohlhabenderen „Armen“vierteln. Allerdings findet man hier in Choma auch Personen oder Familien in den Compounds, den es an elementaren Dingen mangelt. Uns wurde erzählt, dass es in der Regenzeit keine Seltenheit ist, dass einige „Häuser“ aufgrund der mangelnhaften Bauweise zusammenbrechen. Wenn wir erzählen, dass wir als Weiße in einem der Compounds wohnen, werden wir meist nur verdutzt angeschaut. Viele können sich einfach nicht vorstellen, dass wir „Reichen“ in einer dieser Gegenden wohnen. Ich genieße das Leben trotz unserer Wasser- und Stromschwierigkeiten hier jedoch sehr, denn es ist immer schön die Kinder hier munter spielen zu sehen. Auch wenn es manchmal sehr viele sind und sie alle gleichzeitig irgendetwas von dir wollen. Ein Muzungu ist irgendwie doch immer eine Attraktion.
Diese Mmabana Aktivität, wie auch alle anderen, stehen unter dem Motto: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“ und „Gottes Liebe durch Taten der Liebe an die Bedürftige weiterzugeben“. (Oder um im Englischen zu bleiben: Sharing the love of God to the needy through acts of love.)
Das Outreach Project befasst sich mit Bedürftigen, überwiegend älteren Menschen in den Compounds wie z.B. Mwapona und Zambia Compound. Jeden Mittwoch besuchen wir mit einer kleinen Gruppe ca. 2 von unseren zurzeit 8 Klienten. Im Mittelpunkt steht das Wort Gottes bzw. Gottes Liebe, die uns zu diesen Menschen schickt. Es wird viel gesungen, gebetet und wenn etwas im Haus oder auf dem Grundstück gemacht werden kann, wird dies erledigt. Häufige Aufgaben sind z.B. Fegen, Wasser holen oder der Abwasch. Ebenfalls haben wir immer ein offenes Ohr für die Probleme oder Beschwerden der Bedürftigen. Für mich ist das manchmal sehr schwer, da ich auf die Übersetzung durch die anderen Freiwilligen angewiesen bin, da ich noch weniger Tonga verstehe als Nyanja. Ich hoffe, dass sich das bald ändern wird. Für jeden Freitag ist ab nun nämlich Tonga-Unterricht angesetzt. Nyanja lass ich mir von meinen Schwestern hier nebenbei immer mal wieder beibringen. Die Grammatik scheint im Moment noch nicht so schwer zu sein. Tonga hingegen ist schwerer. Ich scheitere schon an der Aussprache von dem Wort Haus in Tonga 😀 Für jeden Klienten haben wir nach jedem Besuch noch ein paar Mitbringsel, wie MillyMeal zum Nshimakochen, Salz, Kohle, Seife, Shampoo, Vaseline etc.. Diese Sachen hängen allerdings auch davon ab, wen wir besuchen. Jeder ist auf seine Art bedürftig.
Ich muss hier noch mal eben erwähnen, dass ich mittlerweile auch fähig bin Nshima zu kochen! Und man mag gar nicht glauben, wie anstrengend das ist. Nshima ist übrigens das Hauptnahrungsmittel in Zambia und wird aus weißem Maismehl gekocht. Vielleicht kennt jemand Papp aus Südafrika – das ist vergleichbar. Für alle anderen: Es ist eine weiße Masse, die man sehr gut mit den Händen formen kann und die natürlich auch mit den Händen gegessen wird. An sich schmeckt Nshima nicht nach sehr viel, aber man isst es eigentlich auch nie alleine. Wir wurden hier auch mit Postern „Megan & Jakob wilkommen in Nshima-Land“ begrüßt. Von Nshima wird man bekanntlich aber nicht sehr groß, sonder eher dick. So viel dazu..“
Jakobs Aufgaben werden Folgende:
„Ich werde mich von nun an neben einer Lehrerrolle in einem der Computerkursen als Co-Leader im Youth Club und Food Processing betätigen.
Der Youth Club findet jeden Freitagnachmittag statt. Hier kommen die lokalen Freiwilligen, die größtenteils auch Computerkursschüler sind, aber auch gerne mal andere Gäste für ca. 2 Stunden zusammen und besprechen ein bestimmtes Thema, wie Drogenmissbrauch. Oft kommen auch externe Redner, die dann wie zum Beispiel letzten Freitag eine lehrreiche, aber auch lustige Stunde über HIV und Sexualität gestalten, um die Jugendlichen für das alltägliche Leben zu schulen. Andere Themen, wie Leadership oder Group Dynamics wurden auch schon durchgenommen. Dies soll die Jugendlichen auf ihre Tätigkeiten in anderen Aktivitäten vorbereiten bzw. sie darin weiterbilden und ihnen hierdurch auch bessere Chancen in ihrem späteren Arbeitsleben ermöglichen. Wenn es keine Vorträge gibt, werden Youth Clubs auch mal auf dem Sportplatz oder gemütlich bei einem Film verbracht. Durch die wöchentlichen Treffs sollen die Jugendlichen lernen angemessen miteinander umzugehen und ebenso soll ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden.
Food Processing ist ein sogenanntes Youth Empowerment Program. Unter Anleitung eines UN-Volontärs haben die Jugendlichen begonnen, saisonale Früchte aus den Compounds zu kaufen und sie zu Marmelade zu verarbeiten. Es begann mit Guaven-Marmelade und zurzeit steht Papaya-Marmelade auf dem Programm. Wenn die richtige Jahreszeit kommt, wird es vermutlich auch Mangos oder Orangen auf den liebevoll designten Labels geben. Die produzierten Gläser werden von den Jugendlichen anschließend verkauft. Der Gewinn geht zunächst zurück in das Projekt um weitere Zutaten, wie neue Früchte oder Zucker, zu kaufen. Letztendlich soll es allerdings eine weitere Einkommensquelle für Mmabana werden, um andere Projekte zu unterstützen. Eine Besonderheit in unserem Marmeladenverkauf ist das Pfandsystem, das vor allem von Jonny eingeführt wurde und in Zambia an sich nicht üblich ist. Jeder Kunde, der uns das Glas mit Deckel zurückbringt, kriegt einen Teil des bezahlten Geldes zurück. Dadurch können wir die Gläser wiederbenutzen und sparen uns die Kosten für neue Gläser und ebenso halten wir das durchaus müllüberladene Zambia ein Stück weit sauberer.
Müll ist ein großes Problem in diesem Land. Ich weiß nicht genau wie das in den großen Städten geregelt ist, aber bei uns und auf dem „Land“ gibt es keine Müllabfuhr oder zentrale Müllentsorgung. Hier ist jeder sein eigener Herr über den Müll. Wenn man die Straßen und Wege entlang läuft, sieht man vieles einfach nur rumliegen. Müllentsorgung ist hier gleich Müllverbrennung im Garten. Wir haben auch einen Müllverbrennungsplatz im Garten. Als wir neu hier angekommen sind, war das erstmal ein kleiner Schock für uns. Mittlerweile zählt die wöchentliche Müllverbrennung allerdings zur Routine – Umweltschutz/Filteranlagen fehl am Platz.
Meine Aufgabe im Food Processing besteht vor allem in der Beratung der Jugendlichen bei ihren Verkaufsunternehmen und in der Verwaltung der Finanzen.
Neue Freiwillige wirbt Mmabana vor allem durch den kostenlosen Computerkurs im Shah-Center an. Als Gegenleistung für den 4-monatigen Kurs wird nur eine 6-moatige Verpflichtung der Schüler als Freiwillige in Mmabana-Aktivitäten erwartet. Hierdurch werden immer wieder neue junge Leute in Mmabana involviert, die dann eventuell auch über ihre eigentliche Freiwilligenzeit hinaus der Organisation erhalten bleiben und verantwortliche Positionen als Leader oder Co-Leader übernehmen können. Da die alten Lehrer aus verschiedenen Gründen nicht mehr für Mmabana arbeiten können, hat eine andere Mitarbeiterin die Kurse neu übernommen. Es gibt 3 Kurse, von denen ich vorerst einen unterrichten werde. Die Unterrichtsstunden vermitteln vor allem grundlegende Computerkenntnisse und die Benutzung der Programme Word, PowerPoint und zum Teil Excel.
Aber genug von der Arbeit. Wir hatten natürlich auch noch Freizeit. Wir verbrachten eine Nacht am Lake Kariba auf dem Geburtstag eines Bekannten. Dann hatten wir Anfang September Besuch von zwei Niederländern, die Monique und Nosiku kennen und gerade eine Reise durchs südliche Afrika machen. Sie blieben zwei Tage und wir konnten ihnen Choma und vor allem das sehr gute Choma Museum zeigen, gemeinsam ein Hühnchen schlachten bei dem sie diesmal die Füße essen „durften“ und überhaupt eine schöne Zeit miteinander verbringen. Zwischendurch hab ich auch noch die Zeit gefunden 19 zu werden und mich angemessen feiern zu lassen. Zuerst gab es einen Kuchen, den ich zusammen mit den Leadern und Verantwortlichen genossen habe und dann noch ein Abendessen im Kreis der Familie. Sambianische Geburtstagsrituale sind schon eine komische Sache. Eigentlich wird man an seinem Geburtstag mit Wasser überschüttet, wovon ich aber verschont blieb. Bevor man den Kuchen verteilen darf, wird man zuerst mit einem Stück gefüttert und man muss dann die Person, die einen gefüttert hat, auch füttern. Und dann dürfen natürlich Musik und Tanzen nicht fehlen.“
Wir hoffen ihr konnten unseren Ausführungen soweit folgen und wir sind nicht zu sehr abgeschweift. Zu dem Leben hier werden wir vermutlich in den folgenden Blogs noch einiges mehr schreiben.
Um diesmal Nyanja zu verwenden: Zikomo fürs Lesen 😀