Was es heißt, ein/e „Mmabana“ zu sein – Ein Interview mit vier Freiwilligen des Mmabana Community Outreach
Von Pierre-Yves Dalka | 2012-10-15 | Choma, Sambia
Megan Duddek: Co-Leiterin beim Reading & Writing Club, Nachbarschaftshilfe und Jugendgruppe, 18 Jahre
Tobias Kilaka: Leiter des Reading & Writing Clubs und der Jugendgruppe, 20 Jahre
Jakob Teichmann: Computerkurse, Co-Leiter im Essensprogramm und in der Jugendgruppe, 19 Jahre
Brighton Yanika: Leiter des Internet Cafés, 22 Jahre
PY: Mmabana basiert auf dem Engagement von Freiwilligen und versucht dadurch eine direkte lokale Mitarbeit zu fördern und das soziale Verantwortungsbewusstsein zu stärken. Wie kamt ihr vier zum Projekt
M: Jakob und ich sind Anfang August durch die Entsendeorganisation E.L.M.* zum Projekt gekommen. Ich wollte ein freiwilliges soziales Jahr machen. Das E.L.M. unterstützt verschiedene Projekte weltweit. Wir durften Prioritäten vergeben und hatten beide Mmabana auf unserer Liste stehen.
T: Ich hab zuerst durch Poster von Mmabana erfahren. Das war im Oktober 2011. Es ging um neue Computerkurse.
B: Ich hab durch meinen Onkel, Mr. Davies, der das Projekt leitet, von Mmabana erfahren und bin so wie Tobias im Oktober 2011 zu Mmabana gekommen.
PY: Es ist eine Sache von einem Projekt zu hören. Warum habt ihr Euch entschlossen für Mmabana zu arbeiten?
T: Mich hat es interessiert in Gemeinschaft zu arbeiten und anderen durch meine Freiwilligenarbeit zu helfen. Das Programm das mich am meisten interessiert hat war der Reading & Writing Club. Den Kids etwas beizubringen hat mir große Freude bereitet. Ich bin glücklich mit den Kindern zu arbeiten.
B: Ich hab angefangen bei Mmabana zu arbeiten, da das Projekt sehr gute Aktivitäten für Kinder anbietet. Es macht mir Spaß mit Kindern zu spielen. Und die Nachbarschaftshilfe- den Nächsten Gottes Liebe zu zeigen- das macht mir viel Freude. Außerdem bin ich glücklich viele neue Dinge zu lernen.
PY: Beispielsweise?
B: Ich kann durch einen kostenlosen Computerkurs, der für die Freiwilligen angeboten wird, mit Computern arbeiten.
PY: Und jetzt bist du sogar der Leiter des Internet Cafés. Das ist ganz schön beeindruckend! Aber ihr hättet beide auch einfach am Computerkurs teilnehmen können und danach das Projekt verlassen? Warum seid ihr beide noch da?
T: Ich habe das Projekt nicht verlassen, da ich die wunderbare Arbeit sehe, die Mmabana für die Gemeinschaft betreibt. Es hat mich wirklich interessiert und ich hatte das Gefühl, dass ich etwas zur Gemeinschaft beitragen muss. Mir wurde ein kostenloser Computerkurs angeboten – meine Arbeit bei Mmabana sehe ich als Dankeschön für dieses Geschenk.
PY: Was ist mit Dir, Megan? Du hast erzählt, du hast Mmabana von einer Liste interessanter Projekte gewählt. War es eine gute Wahl?
M: Absolut! Was ich an Mmabana liebe ist, dass es sich anfühlt wie eine Familie. Du kommst hierher und es fühlt sich an, als wärst du in deiner Familie. Überall ist so viel Liebe füreinander und jeder möchte miteinander arbeiten. Und ich mag die Arbeit die Mmabana macht. Richtig gut gefallen mir beispielsweise die Kinder beim Reading & Writing Club. Es macht mir viel Spaß Kindern etwas beizubringen. Manchmal ist es schwierig und die meiste Zeit muss ich Hände und Füße dazu benutzen. Aber es funktioniert irgendwie. Die Kinder müssen verstehen, was ich ihnen sage, da sich bei manchen die Leistung stark verbessert hat.
PY: Das klingt sehr gut. Natürlich gibt es auch herausfordernde, schwierige Momente?
J: Ja sicher. Wenn man von Europa nach Sambia kommt gibt es allein schon große kulturelle Herausforderungen. Die Sprache ist sehr verschieden und nicht jeder spricht Englisch. Auch das Wetter macht einem zu schaffen, da es sehr heiß ist. Aber ich habe das Gefühl, dass ich immer jemanden habe, mit dem ich über diese Dinge sprechen kann. Deshalb fühle ich mich trotz mancher Schwierigkeit immer sehr wohl.
PY: Und mit wem sprichst du dann?
J: Eigentlich mit jedem. Die Freiwilligen sind alle sehr freundlich. Man kann immer mit ihnen sprechen oder auch mit Menschen die gar nicht mit dem Projekt verbunden sind.
M: Man kann einfach zu ihnen gehen und fragen: Warum ist das so? und jemand wird es dir erklären. Eine andere Herausforderung für uns Europäer ist das völlig andere Zeitverständnis.
J: Ja…Afrikanische Zeit!
T: Ich denke meine größte Herausforderung war das Verfassen von Budgets und Berichten als Leiter eines Programms. Das habe ich vorher noch nie gemacht, aber mit der Zeit funktioniert es immer besser.
PY: Gibt es besondere Highlights für Euch?
M: Für mich persönlich gibt es nicht das eine Highlight. Jede Woche gibt es neue Highlights: Bei der Nachbarschaftshilfe, wenn wir die Leute zu Hause besuchen, vor allem Mr. Peter ** und seine neue Toilette. Die fröhlichen und lachenden Gesichter zu sehen, obwohl diese Menschen nicht viel besitzen. Den Kindern beim Reading & Writing Club etwas beizubringen und dann die Verbesserungen zu sehen. Die Kinder strahlen zu sehen, wenn sie einen Teller zu essen bekommen oder wenn sie die Hula Hoops entdecken – wow, die Kinder sind so glücklich mit dem wenigen, das sie besitzen! Das berührt mich wirklich.
T: Mein persönliches Highlight ist nach dem Reading & Writing Club die Kinder zu Hause zu besuchen. Zu sehen wie sie wohnen und mit ihren Eltern oder Erziehenden zu sprechen.
M: Ja, das mag ich auch sehr gern.
PY: Mmabana ist Tswana und steht für „Mutter der Kinder“. Könnt ihr dieses Konzept in eurer Arbeit wiederfinden?
J: Eine Mutter gibt ihren Kindern sehr viel Liebe und ich denke Mmabana gibt allen Liebe, den Mitarbeitern und den Menschen die das Projekt berührt.
PY: Habt ihr persönliche Ziele im Leben denen ihr durch Eure Arbeit bei Mmabana näher kommt?
M: Ich bin mir noch nicht sicher was ich in der Zukunft einmal machen möchte. Ich möchte studieren, weiß aber noch nicht genau was, da ich sowohl die Naturwissenschaft als auch Kultur gerne mag. Mmabana bringt mich was mein kulturelles Interesse betrifft weiter, da das Leben als Deutsche in Sambia und die Zusammenarbeit mit Menschen von hier mich so viel von Kultur und Sprache erfahren lässt.
T: Ich möchte Jura studieren und dann in die Politik gehen. Mein Ziel wäre es eine führende Person in Sambia zu sein. Man hat mir bei Mmabana die Verantwortung für zwei Programme übertragen. Hier kann ich meine Führungsqualitäten verbessern. Deshalb denke ich das Mmabana mir sehr hilft. Ich sehe die Arbeit als Anfang meiner Laufbahn als Leiter.
PY: Also ich finde es wunderbar dass ihr alle hier seid. Ihr leistet einen großartigen Beitrag zur Gemeinschaft und ich bin gespannt zu sehen, was sich aus Euerem Engagement entwickeln wird. Vielen Dank für das Interview und bis bald!
* ELM steht für das Evangelisch-Lutherische Missionswerk in Niedersachsen, das über das „Seitenwechsel“ Freiwilligenprogramm jährlich zwei Freiwillige nach Sambia entsendet.
** Um mehr über Mister Peter und seine neue Toilette zu erfahren, lesen Sie bitte den nächsten Beitrag.