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Kälte, Trauer und doch auch etwas erfreuliches

Liebe Leser und Leserinnen,

 

seit dem letzten Blogeintrag von Mutinta ist hier so manches losgewesen, was sich erzählen lässt.

 

Als der letzte Blogeintrag kam waren wir gerade aus dem Urlaub wiedergekommen, waren erholt, glücklich und neu motiviert. Erst einmal liefen die Aktivitäten weiter wie sonst auch. Wir hatten innerhalb des Managements einige Meetings, die zum einen dafür sorgten, dass wir nun einen neuen Manager haben, zum anderen aber auch einen neuen Arbeitsplan und neue Aufgaben.

 

Die Neuerungen bestehen darin, dass einige Aktivitäten auf andere Tage verlegt wurden und neue Arbeitsbereiche dazu kamen. Outreach wird ab jetzt nicht mehr freitags stattfinden, sondern mittwochs. Das macht es für uns und die Jugendlichen einfacher, die sonst den ganzen Freitag im Einsatz wären. Mein Reading & Writing Club wird ab Mitte Mai nun immer 2 mal die Woche am Dienstag und Donnerstag stattfinden und mit insgesamt 60 Kindern starten. Dafür muss noch einiges vorbereitet werden, aber ich freue mich schon darauf endlich wieder loszulegen. Mittwochs nach dem Outreach werden wir dann unseren Garten etwas auf Vordermann bringen. Was früher Louis Hobby war ist jetzt Arbeit für uns alle! Seitdem wir damit angefangen haben, sind wir auch schon richtig erfolgreich gewesen: Wassermelonen, Tomaten, Kürbisse, Salat, Zucchini und Karotten sind schon angepflanzt und werden mit viel Liebe gewässert und umsorgt. Es sollen noch weite Gemüsesorten folgen, unter anderem Zwiebeln.

Wäre richtig schön, wenn das alles wächst und gedeiht und man in ein paar Wochen von den eigenen Früchten profitieren kann!

 

Seit einer Woche haben wir eine weitere Freiwillige aus Livingstone dazu bekommen, die bis Juni hier ebenfalls mitarbeitet und noch durch einen jungen Mann aus England ergänzt werden soll, der zum Abflugdatum einige Probleme mit seinem Reisepass hatte und deshalb erst später hier eintreffen wird. Wir warten gespannt!

 

Erst gestern sind wir aus Siamaluba, aus der „rural Area“ ,wiedergekommen, wo wir für 4 Tage ein Youthcamp hatten. Mal wieder ohne Strom und fließend Wasser, auf offenem Feuer kochen und abends mit Kerzenlicht essen. Wir hatten entgegen unserer Erwartung und unserer Planung über 50 Jugendliche dabei, die sowohl unterhalten, als auch satt werden wollten, was uns vor eine Herausforderung stellte. Am Sonntag gab es als Festessen Hühnchenfleisch. Dafür kauften wir 5 Hühner vom Schulleiter, die dann erst mal noch fröhlich herumgelaufen sind. Ich durfte dann eines davon umbringen, sprich den Hals durchschneiden und mit meinen anderen Küchenhelfern die Federn rupfen und das Tier in essbare Teile zerlegen…

Ich muss sagen, ich hätte es mir wesentlich schlimmer vorgestellt! Als das Huhn in meinen Händen dann noch gezuckt hat, habe ich festgestellt, dass mich das Leben hier schon ganz schön abgehärtet hat.

Allerdings nicht gegen die Kälte, denn obwohl wir in Klassenräumen geschlafen haben, wurde es Nachts eisig kalt. Trotz dickem Pullover, warmen Socken und Schlafsack war man froh, dass die Nacht vorbei ist und die Sonne einen wieder aufwärmen würde.

 

Direkt nach Rückkehr vom Camp stand das nächste große Ereignis bevor, der Tag der Arbeit. Auch dies wird in Sambia groß gefeiert und es wurde marschiert. Unsere Jugendlichen hatten nach einiger Zeit und Mühe dann doch zwei Lieder, die auf Landessprache (Losi und Tonga) gesungen wurden, auf die Beine gestellt und so konnten wir eine super Performance hinlegen.

 

Jonny war mit seiner Freundin in Urlaub und so hatten Louis und ich eine zweier WG die wir sehr genossen haben. Es gab Pfannkuchen und Schnitzel, ausschlafen und einfach unsere Ruhe. Für das Camp und den Labour Day war er wieder hier, ist aber jetzt noch mal Richtung Livingstone und Lake Kariba aufgebrochen. Demnach haben wir noch einmal das Haus nur für uns.

 

Leider war dieser Tage nicht alles rosig. Heute haben wir unsere Freundin, Mitfreiwillige und Mutter eines ungeborenen Kindes im Alter von 21 Jahren zu Grabe getragen. Sie war diejenige, die mir noch die Haare eingeflochten hat und die eine sehr zuverlässige Kids Club Mitarbeiterin war.

 

Bereits gestern sind wir im traditionellen Chitenge und mit Singen zu ihrem Haus gegangen. Dort trauern die Familienangehörigen und Freunde ab dem Todestag mindestens 3 Tage um die Verstorbene, bevor die Beerdigung stattfindet. Viele Familien bringt das in den finanziellen Ruin, da alle anwesenden Trauernden mit Essen versorgt werden müssen. Als wir gestern im Zambia Compound ankamen und vor einer Blechhütte standen, ist mir bewusst geworden, wie gut ich es selbst in unserem Haus hier habe. Die Familie saß im inneren, die anderen außerhalb im Schatten. Geschätzt waren bestimmt 25 – 30 Leute dort.

Wir halfen noch Geschirr zu waschen und Wasser zu holen, beteten und gaben einen kleinen Geldbetrag an die Familie.

Heute war dann die offizielle Beerdigung an der Katholischen Kirche und dem Friedhof etwas außerhalb von Choma. Die Trauernden kamen in ganzen Lastwagen zur Kirche und es wurde geschrieen und geweint, als die Menschen in die Kirche kamen. Die Frauen der Kirche sangen ihre Lieder und insgesamt herrschte eine sehr gedrückte Stimmung.

 

Der Gottesdienst schien mir einem deutschen Trauergottesdienst sehr ähnlich, verstanden habe ich allerdings nichts, weil der Gottesdienst auf einer der Landessprachen gehalten wurde. Als es dann zur „Bodyview“ (den Leichnam anschauen) ging, wurde es uns zu viel und wir sind aus der Kirche gegangen.

Es ist schon traurig und ein seltsames Gefühl, einen Menschen, einen Freund zu beerdigen der genauso alt ist wie man selbst. Es ist schlimm Freunde so trauern zu sehen, die seit der Grundschule beste Freunde waren…

Es gibt allerdings nichts was einem bewusster macht, wie real AIDS eigentlich ist. Manchmal scheint es in Vergessenheit zu geraten, denn es wird ja nicht darüber geredet!

 

Trotz allem werden Louis und ich übers Wochenende nach Lusaka fahren und dort unsere Mentoren besuchen, die hier aus ihrem Haus geschmissen wurden. Ihr neugebautes Haus ist derzeit noch nicht einzugbereit und so leben sie übergangsweise in der Hauptstadt. Obwohl ich Lusaka nicht besonders mag, freue ich mich auf Pizza, Einkaufszentren und gutes Essen J

 

Und vor der Türe steht der Tod,

Abends wird die Sonne rot

Wir leben gern auch ohne Strom

Und spielen mit des Nachbars Sohn.

Im Garten wachsen die Tomaten

Zu Mütz und Handschuh muss ich raten…

Liebste Grüße aus dem Süden in den Norden!

Seid alle gegrüßt und Umarmt!

 

Choolwe

Schon 7 1/2 Monate, ist das zu glauben???

Liebe Leserinnen und Leser,

 

leider wurde es nicht Februar wie angekündigt, sondern es ist inzwischen Mitte März geworden. Das tut mir leid, aber ich habe die letzten 6 Tage mit einer fiesen Grippe im Bett verbracht und war nicht in der Lage den neuen Eintrag zu posten.

 

Wie Louis ja schon vorausgesagt hatte, sind inzwischen alle Aktivitäten wieder angelaufen und wir haben wieder mehr Arbeit.

Für unser Outreach- Programm haben wir jetzt zwei neue potentielle Klienten gefunden. Beide wurden bereits besucht, es steht aber noch nicht endgültig fest, ob wir beide weiterhin betreuen werden.

Des Weiteren starten wir jetzt für unsere Klienten ein kleines „Hilfe-zur-Selbsthilfe“- Projekt indem wir ihnen Stoffe besorgen, damit sie Fußmatten herstellen können, oder wir kaufen ihnen Eier, die sie dann selbstständig weiterverkaufen können. Durch dieses eigene kleine Geschäft sollen sie dann ein Stück weit auf eigenen Beinen stehen. Wir sind gespannt, wie diese Idee umgesetzt wird und ob es ihnen wirklich Selbstständigkeit einbringt.

 

Im Kids Club hatten wir vorletzte Woche eine Höchstzahl von 312 Kindern, die alle mit Reis und Bohnen versorgt werden wollten, was heißt, dass das Kochen immer ein großer Aufwand ist und lange dauert.

Leider gibt es Probleme mit der Schule, da diese ein wunderbares neues Tor am Eingang erbaut hat und wir es bereits zwei Wochen verschlossen vorgefunden haben. Das ist nicht nur blöd, wenn wir mit schweren Töpfen den Eingang passieren müssen, sondern manche Kinder sind deshalb auch der Meinung, dass wir keinen Kids Club veranstalten und gehen wieder nach Hause. Deshalb müssen wir noch einmal zum Schulleiter gehen und ihn bitten das Tor am Sonntag für uns aufzuschließen.

Ansonsten läuft unser Sonntagsprogramm sehr gut und wir haben immer viel Spaß mit den Kindern.

 

Im Reading and Writing Club hat sich inzwischen einiges getan und nach dem „Einschätzungstest“ direkt am Anfang ist jetzt auch klar, dass wir das Programm erst mal fortsetzten werden, da es sehr wohl Kinder gibt, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben. Nächste Woche werden wir die Eltern einladen, einen Nachmittag mit uns gemeinsam zu verbringen, damit sie Mmabana kennen lernen können und auch erfahren, wo ihre Kinder jeden Mittwochnachmittag sind. Dazu soll ein Motivationsgespräch geführt werden, dass die Kinder ermutigen soll weiterhin fleißig zu lernen und zur Schule zu gehen. Hoffentlich finden wir ein geeignetes Beispiel dafür, um unserer Motivation auch glaubhaft zu machen.

 

Im Youth Programm steht am 12. März mal wieder etwas besonderes an, nämlich der „Youth Day“ (Tag der Jugend) und dafür sind wir fleißig am proben. Es soll ein Lied vorgetragen werden und ein kleines Theaterstück, sofern die Schauspieler da sein werden!

In letzter Zeit hatten wir viele Besucher, dir mittlerweile zur festen Jugendgruppe dazugehören. So wächst unsere Jugendarbeit weiter und es macht Spaß mit ihnen Spiele zu spielen, Sachen vorzubereiten und auch mal einen Film zu schauen.

 

Im Februar war unser Chef vom evangelisch-lutherischen Missionswerk in Niedersachsen da und wir verbrachten drei schöne Tage zusammen. Nicht zuletzt der dreijährige Geburtstag des Mmabana Community Outreach Projektes am Montag den 20. Februar war dabei ein Highlight. Der Geburtstag wurde in einem schönen Nachmittag gefeiert, der mit engagierten Jugendlichen im neuen Haus im Sha- Compound zelebriert wurde.

Er konnte nicht nur einen Einblick in unsere Wohnsituation erhaschen, nein er traf auch viele der Menschen, die unser Leben hier einzigartig machen.

Nicht zuletzt traf er auf unsere Mentoren, die wir nach einem halben Jahr nun endlich auf Grund unserer eigenen Suche gefunden haben.

Von Ihnen hat Louis auch unzählige neue Pflanzen bekommen, die unseren Garten wieder in neuer Pracht erstrahlen lassen. Hoffen wir nur, dass der Regen und unsere Nachbarn mit Machete nun etwas rücksichtsvoller vorgehen!

 

Unser letztes freies Wochenende verbrachten wir mal wieder auf der Farm unseres besten Freundes. Wir hatten dieses mal das Vergnügen eine Walking-Safari (Safari, bei der man durch den Busch läuft) zu machen. Das Gras war dank der Regenzeit gut 2 Meter hoch und so dicht, dass man oft nicht weiter als einen Meter sehen konnte. Es gab einiges an Insekten zu bestaunen, nicht zuletzt unzählige Spinnenarten, die mir dieses Vergnügen etwas vermiest haben, sondern auch Libellen, Ameisen und Zecken!

Leider waren alle Wildtiere gerade ausgeflogen und außer einem leeren Stacheltierhügel und ein paar Fußspuren von Antilopen gab es nichts interessantes zu sehen. Den nächsten Tag beschloss Louis im Garten ein paar Tauben zum Mittagessen zu schießen und er hatte sogar Glück und erwischte drei. Später beschlossen wir dann mit einem anderen Freund noch auf Perlhuhnjagd zu gehen. Auch dabei waren wir erfolgreich und schossen eines.

Die Zeit auf der Farm verging mal wieder viel zu schnell und dann stand schon die nächste Woche vor der Tür.

 

Noch immer warten wir auf unseren dritten Freiwilligen Jean-Christophe Dalka, der eigentlich schon lange hier sein wollte, aber seine Ankunft mehrmals verschieben musste. Nun hoffen wir ihn Mitte März bei uns begrüßen zu dürfen. Im April kommt eine Weitere Freiwillige aus England, auf die wir uns auch schon freuen.

Ebenfalls im April soll der Computerkurs nach Sha ins neue Haus umziehen und das Internetcafé soll seinen Anfang finden.

Hoffen wir mal, das alles so klappt wie es soll und sich hier einiges ändern wird! Der aktuelle Plan ist es auch, dass Nosiku und meine Gastschwestern in das neue Haus umziehen werden, sobald Jonny hier ist. Allerdings muss dort noch einiges passieren, bevor es einzugsbereit ist.

 

Dieses Wochenende habe ich mir mal wieder eine neue Frisur zugelegt und habe nun sehr viele Zöpfe aus Baumwollfäden, die in meine inzwischen sehr langen Haare eingeflochten sind. Leider gab es kein Braun mehr und so sind die Zöpfe etwas sehr rotstichig geworden, da meine neue Farbe nun in Richtung Kastanienbraun geht. Wir werden sehen wie lange das hält!

 

Als Ausgleich zu unserer Arbeit haben Louis und ich beschlossen wieder regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen bzw. Louis hatte das schon lange wieder angefangen, nur ich war nicht so motiviert, weil viele der Geräte kaputt gegangen waren. Allerdings ist der neue Inhaber des Fitnessstudios sehr engagiert und hat immer Aerobic mit mir gemacht, wenn ich kam. Neuerdings gibt es auch wieder neue Geräte und so macht das Training auch ohne Aerobic wieder mehr Spaß.

 

Besuch wird uns bald ereilen,

denn zwei Mädels werden mit uns weilen

Noch ein paar Monate hier

Dann steht was neues vor der Tür

Der nächste Brief ist schon geschrieben

Wilde Hunde werden hier vertrieben!

Stolz auf ihre Wahnsinns Dichtkünste 😉

 

grüßt euch Choolwe (alias Miriam)

Blogeintrag Nr.3 über Gärten, Arbeitszeiten und Kurzurlaub

Hallo an Deutschland, den Rest der Welt und Süd Afrika,der langersehnte Blogeintrag Nr. 3 ist da!

Er wär schon seit mindestens einer Woche fertig gewesen, wären da nicht die Masern und die Windpocken gleichzeitig gewesen, die mich vom Schreiben dieses erleuchtenden Eintrags abgehalten haben…Nein, das war ein kleiner Scherz am Rande. Ich bin seit längerer Zeit wieder topfit, Miriam auch und wir genießen einfach unsere Zeit im wundervollen Sambia so sehr, das man kaum Zeit findet auch anderen von seinen Erlebnissen zu berichten. Entschuldigt!

Miriam hat im letzten Eintrag über Outreach und das Birth Certificate Program geschrieben, ich knüpfe beim letzteren einfach mal an. Wir haben die Umfragen beendet und einige Ergebnisse stehen schon fest. Kathrin, die Praktikantin aus Erfurt, die sehr bei der Organisation und Er- und Bearbeitung der Umfrage beteiligt war, ist seit letzter Woche Freitag nicht mehr in Sambia und hat wahrscheinlich den abschließenden Bericht schon fertig geschrieben und abgegeben. Es war sehr interessant bei der Umfrage in die unterschiedlichen Haushalte zu gehen, da man viele Einblicke erhalten konnte wie die Menschen leben und was ihre Tätigkeiten sind etc.. Ich war mit Barry, dem Youth Coordinator des Projekts in einem sehr armen Compound, welcher direkt neben dem Industriegebiet liegt und konnte dort viel beobachten.

Neben den abgeschlossenen Umfragen wurde Miriam und ich nach zwei Monaten endlich fertig eingearbeitet und können nun somit voll unserem Stundenplan nachgehen und arbeiten. Unsere Arbeitszeiten sind in der Woche von 8:30 bis 12:30 Uhr, nachmittags von 14 bis 16:30 oder 17 Uhr. Am Samstag haben wir beide unseren freien Tag und am Sonntag müssen wir nochmals von 14 Uhr bis 17 Uhr arbeiten, da dort Kids Club ist. Am Mittwochnachmittag ist Accompaniment Progamm, bei dem wir zu einer Schule fahren, dort Nachhilfeunterricht geben und den Kindern eine Mahlzeit geben. Freitags ist morgens das Outreach Programm, über das Miriam schon im letzten Blog berichtet hat und nachmittags ist das Youth Empowerment Programm. Dies ist ein Treffen mit Jugendlichen hier im Center, bei dem den Jugendlichen unterschiedliche Kenntnisse beigebracht werden, wie z.B. Fähigkeiten als Jugendleiter, oder auch der Umgang mit HIV/Aids.

Am Dienstag und Donnerstag sind morgens und nachmittags außerdem Computerkurse, an denen die Jugendlichen kostenlos teilnehmen können, sich aber als Gegenleistung bei den Aktivitäten des Projekts einbringen müssen. Am Ende der Kurse wird ein Examen geschrieben und die Jugendlichen erhalten, wenn sie bestehen, ein staatlich anerkanntes Zertifikat, welches ihnen bei der Arbeitssuche helfen soll. Es zählt zu Miriams Aufgaben diese Computerkurse mitzuleiten. Ansonsten liegt für uns beide viel Administrative Arbeit an, wie Berichte und Reporte schreiben, Finanzen machen oder Daten sammeln.

Man, war das ein trockener Abschnitt voller Zahlen und Daten. Ich hoffe aber, dass ihr euch somit ein Bild von unserer hiesigen Arbeit machen könnt. Ausführliche Berichte über die einzelnen Aktivitäten werden im Laufe des Jahres bestimmt noch kommen.

Insgesamt wird es hier in Sambia zur Zeit wärmer und wärmer, der Sommer naht, die Luft ist sehr trocken und es ist sehr staubig. Man müsste theoretisch mindestens einmal die Woche das Zimmer wischen und fegen. Miriam, Kathrin und ich haben letzte Woche einen dreitägigen Kurzurlaub in Livingstone gemacht und es uns sehr gut gehen lassen. Wir haben im Livingstone Backpacker übernachtet, haben uns im dortigen Swimming Pool erfrischt, haben Pizza gegessen und zum zweiten Mal die Victoriafälle besucht. Dieses Mal sind wir mit einem Guide auf die Seite der Fälle gegangen, wo das Wasser über die Kante fließt. Dort haben wir in schwindelerregenden Positionen Fotos von uns machen lassen und einfach genossen.

Nach dem Kurzurlaub sind wir frisch und munter mit neuer Motivation und Lebensfreude wieder nach Choma gefahren, um uns in das dortige Projekt so gut wie möglich einzubringen. Ich habe zum Beispiel am Montag die Computer für den Computerkurs vorbereitet, Viren entfernt, Passwörter erstellt und Programme installliert. Am Dienstag war dann der Garten dran. Der Garten befindet sich auf der Rückseite des Hauses und wird größtenteils zum Gemüseanbau genutzt. Das Grabeland, auf welchem das Gemüse angebaut wird, wird von einem Zaun eingeschlossen.

Ich hab es mir am Dienstag also zur Aufgabe gemacht einen von roten Steinen umrandeten Grünstreifen anzulegen, der entlang des Zaunes läuft. In Deutschland würde ich zu so einem Grünstreifen mit Steinen Spießergarten sagen, aber ich denke so kann ich ein wenig Deutschland nach Sambia bringen und mich kreativ verewigen. Zur Zeit ist das einzige Grüne was dort wächst ist ein Büschel Zitronengras, doch ich bin zuversichtlich, dass dort irgendwann noch Gras wächst und wir vielleicht noch einige Blumen wie Lilien oder Petunien pflanzen können, die man sich hier relativ kostengünstig erwerben kann. Miriam ist auch sehr fleißig, sie regelt die Finanzen, schreibt ne Menge Reporte und bereitet sich auf das Leiten des morgen startenden Computerkurses vor.

Langer Bericht,

ich hoff ihr schlaft noch nicht,

bald kommt wieder einer,

bis dahin: reingehaun!

Viele liebe Grüße aus dem Land des sambianischen Weißkopfseeadlers, euer Louis Daniel

Die MCOP-Jugend besucht Gefängnisse und Krankenhäuser

Wezzy Binda, Teil der Jugendlichen des MCOP, erzählt davon, wie die Jugendlichen des MCOP auf neue Art und Weise Menschen in Krankenhäusern und Gefängnissen die Hand reichen können.

 

Als Teil der MCOP-Jugend hatten wir die Möglichkeit unsere Liebe mit 257 Gefangenen zu teilen. Eine Erfahrung die sich auf lange Zeit in unseren Herzen verankern wird. Das MCOP ist ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, die wahre Botschaft des Projektes zu leben und zu verbreiten. Ebenso wie die Bewohner Chomas unsere Angebote wahrnehmen können, möchten wir sie auch zu denen bringen, die aufgrund verschiedener Umstände nicht in unser Center kommen können.

 

Am 23. April 2011 versammelten sich 20 Jugendliche mit einer Vision: Einem Besuch im Gefängnis Chomas. Wezzy Binda (die Jugendkoordinatorin) und Mum Elizabeth Masiku (ein Board Mitglied) hatten sich mit den Gefängnisbehörden abgesprochen. Die Jugendlichen durften die Gefangenen besuchen, ihnen ihre Nächstenliebe aussprechen und ihnen Salz als Spende mitbringen. Eine eigentlich kleine Spende, allerdings gibt es oft im Gefängnis nicht genug Salz.

 

Da wir zuvor noch nie in einem Gefängnis waren, waren wir alle zu Beginn etwas nervös. Wir wussten nicht was uns erwartete. Als wir ankamen, fragten wir uns wie und wo wir wohl anfangen würden. Überraschenderweise wurden wir von den Gefangenen mit Liedern des Dankes begrüßt. Es war ein ganz besonderer, berührender Moment. Nachdem wir etwas zusammen gesungen hatten, stellten uns Mum Masiku vor und erklärte den Grund für unseren Besuch. Die Gefangenen waren sehr froh über unseren Besuch und das Salz. Wir brachten ihnen 150 kg Salz im Wert von R300 (EUR 30). Mum Masiku sprach den Gefangenen ermutigende Worte zu und erinnerte sie an die Liebe Gottes und daran, dass Gott uns immer eine weitere Chance gibt. Danach sangen wir weitere Lieder und beendeten den Besuch mit einem Gebet von Naomi, einer Jugendlichen.

 

Der Besuch im Gefängnis wird nun einmal im Monat stattfinden. Er ersetzt den monatlichen Besuch bei den Obdachlosen Chomas. Der Besuch bei den Obdachlosen gestaltet sich oft als sehr schwierig; deshalb hat sich das MCOP Management entschieden, die vorgesehenen Gelder dem Besuch im Gefängnis und dem Besuch im Krankenhaus zuzuteilen.

 

Nach dem Besuch im Gefängnis gingen zehn Jugendliche in das Krankenhaus Chomas um kranke Kinder auf der Kinderstation zu besuchen. Sie beteten mit den Kranken  bevor sie wieder nach Hause gingen. Es war ein Moment großer Gemeinschaft in dem wir uns alle erfüllt fühlten.

 

Wir möchten der Leiterin des MCOP, Nosiku Kalonga, für die Chancen die sie den Jugendlichen Chomas offenbart hat, danken. Jetzt können wir unseren Mitbürgern auf völlig neue Art und Weise die Hände reichen. Wir möchten auch unseren Freunden in Südafrika, Deutschland und anderen Teilen der Welt für ihre finanzielle und geistliche Unterstützung danken. Außerdem danken wir natürlich Mum Masiku die uns in der Vorbereitung und Ausführung des Tages immer zur Seite stand.

 

Dankeschön!

 

Wezzy Binda, MCOP Outreach Youth Coordinator

Outreach und Fieldwork

Y’ello again!

Inzwischen ist wieder einige Zeit vergangen und hier ist einiges passiert.

 

Kurz nach unserem ersten Eintrag bin ich mit anderen Freiwilligen des MCOP zum „Outreach“ gegangen. Dieses Teilprojekt besteht darin, die Ärmsten der Armen hier zu besuchen, mit ihnen zu beten und aus der Bibel zu lesen. Außerdem wird die Hütte ausgefegt, Wasser geholt und das Geschirr gespült. Zusätzlich bringen wir ihnen einige Dinge, die sie für ihr tägliches Leben brauchen. Dazu zählt zum Beispiel Salz, Zucker, Seife, Spülmittel, eine Kerze mit Streichhölzern und Maismehl.

 

Da Louis noch krank war, hat mich Alice, meine Gastschwester, begleitet und wir sind zu unserem ersten Klienten aufgebrochen. Dort angekommen, wurden sämtliche Hocker und Sitzgelegenheiten aus dem Haus geräumt und sich in einem Kreis um den 54-jährigen gesammelt. Er leidet an einer Krankheit, die es ihm nicht mehr erlaubt sich aufrecht fortzubewegen, also krabbelt oder kriecht er auf einen kleinen Hocker gestützt auf einen Steinhaufen, von wo aus er uns gut sehen kann. Wir beginnen mit unseren Arbeiten und er freut sich so sehr, dass jemand kommt, um ihn zu besuchen.

Nachdem wir mit ihm gebetet haben, ist er so ergriffen, dass er mit Tränen in den Augen Gott dafür dankt, dass er ihn nicht vergessen hat!

Danach ging es noch zu einer blinden Frau, deren Nachbarn sie unterstützen, so gut es geht. So blieb uns nichts anderes zu tun als mit ihr zu beten und zu singen. Doch das ist genau das, was sie brauchte.

 

Für mich war das eine ganz schön harte aber auch sehr ergreifende Erfahrung. Ich hätte es mir nicht so schlimm vorgestellt und bin wirklich froh, dass es dieses Projekt im MCOP gibt! Hier kann man ganz nah miterleiben wie Gott wirkt und man erfährt gleichzeitig, wie gesegnet wir doch sind.

 

Am Beginn der folgenden Woche starteten wir unsere „Fieldwork“ zu den Geburtsurkunden. In Sambia ist es so, dass die meisten Kinder keine Geburtsurkunde haben, weil die Eltern entweder nichts davon wissen, oder Schwierigkeiten haben eine zu bekommen. Das heißt, dass die Kinder hier quasi keine Identität haben und nicht zur Schule gehen können, da man die Urkunde braucht, um zur ersten Klasse zugelassen zu werden. Leider kümmert sich die Regierung nur sehr wenig darum und deshalb möchte das MCOP ein Pilotprojekt starten, mit dem möglichst viele Kinder registriert werden sollen.

Allerdings darf man das nicht so einfach und deshalb begannen wir mit einer Umfrage, damit wir Ergebnisse haben, die wir vorweisen können, um finanzielle Unterstützung und die Erlaubnis zu bekommen.

 

Also sind wir losgezogen und von Haus zu Haus gewandert, um die Menschen in Choma zu befragen. Insgesamt 5 Kleingruppen verteilten sich über die einzelnen Distrikts und befragten die Leute. Hauptsächlich liefen die Befragungen in Englisch ab, wenn die Befragten das nicht verstehen konnten, wurde für uns übersetzt. Insgesamt war das Unterfangen relativ erfolgreich, ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Vor uns liegt also noch eine Menge Überzeugungsarbeit!

Was mir bei den Interviews sehr stark aufgefallen ist, ist dass die Leute sehr skeptisch und misstrauisch uns gegenüber waren, weil sie hier große Angst vor Satanismus haben. Alles was unbekannt ist, könnte also gefährlich sein. Das nötigte uns also dazu viel Überzeugungsarbeit zu leisten, bevor wir auch nur die erste Frage gestellt hatten.

 

Am 20. September waren in Sambia die Wahlen zum Präsidenten. Manche Leute hier hatten Angst vor Unruhen und Aufständen. Einige Schulen gaben deswegen sogar Schulfrei, wieder andere Menschen wollten ihr Haus nicht mehr verlassen.

Mir kamen die Tage um die Wahlen herum allerdings ruhiger vor als sonst. Die Wahl wurde von der Opposition gewonnen und so gibt es nach 20 Jahren einen Wechsel in der regierenden Partei. Die Menschen hier sind sehr froh über diese Entwicklung und feierten einen ganzen Tag lang auf der Straße. Das äußert sich in Autocorsos und tanzenden und singenden Leuten auf der Straße.

Der Wahlspruch der Opposition lautete „Donch’ Kubeba“, was Tonga ist und soviel heißt wie „erzähl es ihnen nicht“ und das Lied mit diesem Titel läuft nun überall hoch und runter.

 

Louis, der zu der Hochzeit gegangen ist, war enttäuscht. Die Zeremonie sollte um 18:00 Uhr beginnen und in weiser Vorraussicht über die afrikanische Pünktlichkeit brach er zusammen mit Nosiku und einigen anderen erst gegen 19:00 Uhr hier auf. Zu allem übel hat Louis dann sein Handy im Taxi verloren und die Versuche es anzurufen und eine SMS zu schicken verliefen im Sande.

Die Hochzeit war alles in allem sehr amerikanisch und kein bisschen traditionell, was er eigentlich gehofft hatte. Letztenendes begann die Feierlichkeit dann gegen 21:30 Uhr und zog sich auch anschließend unendlich in die Länge, das Essen gab es um 23:30h. Alles in allem war dieser Abend bis auf die Freigetränke 🙂 eher enttäuschend. Aber es gibt auch eine erfreuliche Nachricht: wir konnten den Taxifahrer ausfindig machen und Louis hat sein Handy wiederbekommen!

 

Louis und ich haben übrigens beide einen Tonga-Namen bekommen. Louis wird Mutinta genannt. Das Wort Mutinta heißt soviel wie „allein unter Frauen“ und ich heiße Choloe. Choloe heißt „die Glückliche“ und ich bekam den Namen von einem älteren Mann, dessen Namen ich mir absolut nicht merken kann, der mir aber etwas Buchhaltung beigebracht hat. Louis hat seinen Namen von Nosiku und den beiden Mädels Idah und Alice bekommen. Wir tragen die Namen mit Stolz!

 

Eeene Meene Schrank aufräumen

Wir werden keine Aktion versäumen

Als Frau trägt man Chitenge

Eidechsen gibt’s hier ne Menge

Getwistet ist mein Haar

Das Wetter hier ist wunderbar

Gefährlich ist das Taxi Fah’n

Das nächste mal ist Louis dran

 

Grüße an die Welt, Miriam!