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„Something will come out of this!“

Nie zuvor hatte ich dieses Gefühl. Nie zuvor habe ich mich zugleich so nützlich und unnütz gefühlt. Ein sonderbares Gefühl ist das, es hat meine Lebenswahrnehmung total verändert. Es hat mir eine neue Perspektive gegeben, neue Träume, neue Hoffnung und neue Visionen. Ich war nicht länger als zwei Monate bei Mmabana – andere sind viel viel länger als ich geblieben – aber es waren zwei intensive Monate, emotional und spirituell. Wie die meisten von Euch habe ich die Ereignisse des Mmabana Projekts von der Ferne aus beobachtet. Mein Leben in Europa und die Ereignisse in Choma, Sambia – da war genug Distanz zwischen meiner ‚Comfort Zone‘ und den wahren Begebenheiten in Sambia. Ich war vor allem fasziniert von der freiwilligen Arbeit der Jugendlichen in Sambia, besonders weil sie noch so jung sind. Aber meine Augen und Ohren waren leider auch schon sehr gewöhnt an die Nachrichten vieler sozialer Organisationen in Afrika. Für mich war das Projekt erst mal eher nur eins von vielen. Als Monique Dalka mit dem Wissen, dass ich einige noch nicht verplante Monate vor mir hatte, mir anbot, doch für einige Zeit ins Projekt nach Sambia zu gehen, wusste ich überhaupt nicht, was da auf mich zukommen würde. Selbst heute, zurück in Frankreich, träume ich noch von den Kindern und höre ihr Lachen und ihre Stimmen. Es gibt allerdings eine Person, die ich wirklich im Herzen trage. Das ist die Schneiderin Pamela. Die meisten von Euch werden ihre Geschichte bereits durch den Katalog „Mmabana Tailoring“ kennen. Aber für die, die noch nichts von ihr gelesen haben, möchte ich ihre Geschichte schnell zusammenfassen. Pamela ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern (2-11 Jahre alt), ihr Einkommen setzt sich aus den Einkünften durch ihre Schneiderarbeiten zusammen. Sie besitzt ein kleines Zimmer auf einem Markt. Dort steht eine Nähmaschine mit der sie vor allem traditionelle Kleidung wie Hosen, Hemden, Röcke und manchmal auch Hochzeitskleider und Schuluniformen näht. Wie für viele in Sambia, sind ihre kleinen Einkünfte nicht genug um ihre Kinder durchzubringen und die Miete für ihr kleines Haus zu zahlen. Vor allem in der Regenzeit (November-April) gibt es nur wenige bis gar keine Aufträge. Dann muss sie sich auf die Hilfe der Gemeinschaft verlassen um bis April durchzukommen, wenn neue Aufträge kommen. Bei unserer ersten Begegnung habe ich sie als still und vielleicht sogar ein bisschen schüchtern wahrgenommen. Jedoch lächelte sie immerzu. Sie hätte sich nie über ihre eigene Situation beschwert oder ihre Situation erzählt, um Mitleid zu bekommen – ganz im Gegenteil. Ich empfand sie als eine würdevolle und weise Frau. Sie geht durch ihr Leben voller Energie, Glauben, Hoffnung und Freude. Was für eine Frau! Als wir uns entschieden „Mmabana Tailoring“ in einer Pilotphase ins Leben zu rufen, haben wir ihr natürlich angeboten, Mmabanas erste Schneiderin zu werden. Und so begann sie für uns zu schneidern und natürlich auch für Euch! Die ersten Bestellungen kamen überraschenderweise „en masse“ (dank Euch!), dass wir sogar eine zweite Schneiderin beauftragen konnten, für uns zu nähen. So kam Grace zu uns ins Projekt und durch die Hilfe vieler Freiwilliger konnten wir alle Aufträge erfüllen. Über 100 Stücke wurden für 17 Aufträge genäht. In zwanzig Tagen hatten die beiden Schneiderinnen so die Möglichkeit den normalen Monatslohn von zwei Monaten zu verdienen. Mmabana hat durch das Projekt einen Gewinn von ca. 733,13 € (mit ca. 240 € Restmaterial). Dieser Gewinn, mit einer zugesagten Spende von 3900 € der sambischen Regierung (jedoch ist dieses Geld noch nicht eingetroffen), wird dafür verwendet, das „Mmabana Taloring“ Projekt als Teil der Organisation weiter aufzubauen. Ziel ist, dass Mmabana nicht nur von Spenden aus dem Ausland abhängig ist, sondern sich größtenteils selbst finanzieren kann. (Spenden aus dem Ausland sind natürlich weiterhin wichtig…wir stecken hier noch in den Kinderschuhen). Weiter soll ein Teil des Gewinns direkt zum Bildungsfond („Education Support Fund“) gehen, der bedürftige Kinder bei der Schulfinanzierung unter die Arme greift. Das Ziel durch „Mmabana Tailoring“ finanziell unabhängiger zu werden, möchten wir durch zwei Maßnahmen erreichen: Wir möchten ethnische Kleidung aus Sambia in internationalen Märkten (vorwiegend Europa) verkaufen. Wir möchten Schuluniformen zu günstigen Preisen für die Schulen im Umkreis von Choma nähen. Wenn ich nun auf den Anfang dieser Überlegungen zurückblicke und mich daran erinnere wie Pierre-Yves, Jean-Christophe und ich Ideen für das Tailoring-Projekt gesammelt haben, kommt mir das ziemlich verrückt vor. Wir waren uns nicht sicher, ob das alles funktionieren würde und sich der Aufwand lohnt. Außerdem standen wir unter Zeitdruck, es waren nur noch fünf Wochen bis Weihnachten. Nachdem wir nun vor zwei Monaten den Katalog herausgegeben haben, hat für „Mmabana Tailoring“ ein neues Kapitel begonnen. Mit der Spende die wir von der Regierung Sambias erhalten haben, konnte sich das Projekt zwei neue Nähmaschinen kaufen. Ein Raum im Mmabana Zentrum ist jetzt nur für die Schneiderei bestimmt und die Schuluniformen sind schon in Produktion. Pamela und Grace arbeiten wundervoll zusammen und sind wahnsinnig glücklich mit ihrer Arbeit. Noch vor drei Monaten hätten wir nicht im Traum an dieses großartige Resultat geglaubt. Aber ich erinnere mich, was wir immer gesagt haben, wenn wir an unseren Plänen zweifelten. „Something will come out of this. We don’t know what, we can’t see it, but something will come out of this!“ „And something great did!“ Wir möchten uns an dieser Stelle für Eure Unterstützung bedanken und vor allem bei all jenen die unsere Vision durch Rat und Tat unterstützt haben. „And more still will…We just can’t see it yet. “ Sarah Strittmatter Um unseren Fashionkatalog anzusehen und mehr über das Projekt zu erfahren, informiert Euch kann man den Katalog hier herunterladen. Schaut euch das Video unten an, um einen unterhaltsamen Blick hinter die Kulissen des Fotoshoots mit Freiwilligen aus Choma zu werfen. Bitte besucht unsere Facebook Seite und leitet sie an Freunde weiter: www.facebook.com/Mmabana.Tailoring

Mister Peter, der glücklichste Mann der Welt!

Ein Blogartikel von Sarah Strittmatter, übersetzt und überarbeitet von Natalie Zaiß | 2012-10-27 | Choma, Zambia

Der nachfolgende Artikel wurde von Sarah Strittmatter geschrieben. Sarah ist eine junge Französin die sich entschlossen hat das Ende des Jahres 2012 als Freiwillige beim Mmabana Communtiy Outreach Projekt zu verbringen. Sarah verbringt ihr Sabbatjahr auf der Suche nach „außergewöhnlichen Menschen“ die sie mit einer grünen Sonnenbrille markiert und deren persönliche Geschichten sie auf ihrem Blog veröffentlicht. In Choma hat sie einen dieser besonderen Menschen getroffen, Mister Peter der durch die Nachbarschaftshilfe von Mmabana betreut wird. Dies ist die berührende Geschichte von der Verwirklichung von Träumen und von unendlicher Dankbarkeit, die alle Gewinnmaximierung in Frage stellt.

Hier nennen sie ihn „Mister Peter“. Dieser ältere Herr besitzt fast nichts und ist trotzdem der glücklichste Mann der Welt. Er lebt allein in einer Hütte die 5m² misst. Dort hat er weder Wasser- noch Stromversorgung. In seiner kleinen Hütte befindet sich all sein Besitz: ein kleines Bett zum Schlafen, einige alte Fotos und Bilder, Kleidungsstücke und sein Rollstuhl. Mister Peter kann nicht gehen. Die meiste Zeit verbringt er mit der Bearbeitung von Holzstücken. Er sitzt auf einem Hocker und unterhält sich mit vorbeigehenden Nachbarn. Manchmal verlässt er die Hütte um Wasser zu holen und es in Plastikflaschen abzufüllen, oder er kauft Maismehl, um Nshimabrei zu kochen, oder auch Kerzen, um Licht in seiner Hütte zu haben. [Trotz seiner ärmlichen Umstände] beschreibt sich Mister Peter in seinem neuen Haus als „der glücklichste Mann der Welt!“
[Mister Peter hatte nur einen Traum,] ein Grundbedürfnis das so groß war, dass er es fast nicht sagen wollte… von ganzem Herzen wünschte er sich eine richtige Toilette. Jedoch hatte die Mmabana Foundation nicht genug Geld um den Bau einer Toilette zu finanzieren (ca. 300€). Ein europäisches Paar, das ihren Sohn, ein Freiwilliger im Projekt, besuchte, entschied sich Mister Peters Wunsch zu ermöglichen. Nach vielen Wochen der Bauarbeiten ist die Toilette fertig. Außerdem kann Mister Peter eine Tür hinter sich schließen und hat einen zweiten abgetrennten Raum, in dem er sich waschen kann. Dies ist die unglaubliche Geschichte von Mister Peter, der, wenn man ihn besucht, immer wieder ausruft „Ich bin der glücklichste Mann der Welt! Ich weiß nicht wie ich Euch danken soll! Ich bin so glücklich! So so glücklich!“

Mister Peter’s Waschraum wurde mit einer Feierlichkeit, zu der auch die Nachbarn, Mmabana Mitglieder und Ortsvorsteher kamen, eröffnet. Die Fotos können Sie in der beigefügten Gallerie ansehen.
Leider ist Mister Peter am 25. Oktober, nur wenige Tage nach der Einweihung der neuen Toilette, von uns gegangen. Einen herzlichen Dank richten wir an dieser Stelle an diejenigen, die dazu beigetragen haben, dass Mister Peter seine letzten Tag in wiederhergestellter Würde verbringen konnte. Wir vertrauen darauf, dass er nun in Frieden ruhen mag, erlöst von dem Leid, das er in seinen letzten Jahren erleiden musste.